Bildungspotenziale

Wo Exzellenz Tradition hat

Von Wiebke Toebelmann · 2014

Der wichtigste Motor einer Volkswirtschaft ist und bleibt der Mensch. Wohlstand und Lebensqualität eines Landes gründet auf den Qualifikationen seiner Bürger. Kein Wunder also, dass Bildung in der wirtschaftsstarken Schweiz ganz oben auf der Agenda steht – und die Hochschulen Weltruf haben.

Die Alpenrepublik ist berühmt für ihre Innovationen und hochwertigen Exportgüter – und das kommt nicht von ungefähr. Ausbildung, Begabtenförderung und hervorragende Studienprogramme sollen dafür sorgen, dass die Schweiz auch in Zukunft international ganz oben mitspielt. Und sie kann es sich leisten, denn die Gleichung ist simpel: Je stärker das Wirtschaftswachstum, desto besser die Finanzierung eines hochwertigen Bildungssystems – welches dann wiederum die Ökonomie ankurbelt.

Tatsächlich sind die Bildungsausgaben der Schweiz im internationalen Vergleich überdurchschnittlich hoch und machen ungefähr ein Fünftel der öffentlichen Gesamtausgaben aus. Insbesondere die Universitäten spielen eine zentrale Rolle. Umso größer ist die Förderung von Forschung und Entwicklung (F&E), denn nur so entstehen Innovationen. Da lässt sich die Schweiz nicht lumpen und gibt im Verhältnis zu ihrem Bruttoinlandsprodukt (BIP) weltweit mit am meisten Geld für F&E aus. Über zwei Drittel dieser Ausgaben wird von der Privatwirtschaft getragen: knapp drei Prozent des BIP, also 16 Milliarden Franken.

Spitzenplätze für Schweizer Hochschulen

Die Eidgenossen verfügen denn auch über einige der besten Hochschulen in der ganzen Welt, was sich alljährlich in den Listen des „QS World University Rankings“ widerspiegelt: Bei den weltbesten Unis belegte 2014 die ETH Zürich den zwölften Platz – und den ersten auf dem europäischen Festland. Die EPFL Lausanne belegt weltweit Platz 17. Und die Universitäten Genf, Zürich, Lausanne, Basel und Bern mischen ebenfalls im obersten Drittel des 800 Hochschulen zählenden Rankings mit. Bei den Wirtschaftswissenschaften räumt mit ihren exzellenten Studiengängen beispielsweise regelmäßig die Universität St. Gallen ab und belegte etwa beim vergangenen Financial-Times-Ranking den ersten Platz der besten Business Schools weltweit mit ihrem Master in Strategy and International Management.

Auf gute Zusammenarbeit

Keine Frage: Die Schweiz ist stark im Bereich Wirtschaftswissenschaften – ihre exzellenten MBA-Programme haben Welt-Renommee. Aber auch im Bereich der Medizintechnik oder den Life Sciences (wie etwa Biologie, Medizin oder Bioinformatik) verfügt das Land über ausgezeichnete Bildungseinrichtungen. Nicht zuletzt durch den traditionell sehr lebendigen Wissenstransfer: Hochschulen und Industrie sind es gewohnt, zu kooperieren. Eine Karriere beginnt dann oftmals schon an der Universität, die dann eine Industriepromotion fördert und ihre Absolventen mitunter auch bei der Gründung von Spin-Off-Unternehmen hilft. Die Uni Basel macht es vor mit ihrem Fonds für Nachwuchsforscher. Aber auch die Hochschulen selbst setzen auf „Networking“, wie etwa die Medizinische Fakultät der Universität Zürich, die mit der benachbarten Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) kooperiert.

Lebenslanges Lernen als Karrierebaustein

Abgesehen von den Studienabschlüssen Bachelor und Master, gibt es später auch die Möglichkeit der Weiterbildung. In der Schweiz gibt es hervorragende Möglichkeiten für Akademiker, die noch einmal berufsbegleitend studieren möchten. Diese Studiengänge nennen sich Advanced Studies und werden im tertiären Weiterbildungsbereich auf Hochschulstufe angeboten. Ein Master of Advanced Studies (MAS), Diploma of Advanced Studies (DAS) oder Certificate of Advanced Studies (CAS) können eine sehr wertvolle Ergänzung zur Vita sein, nicht zuletzt aufgrund des rasanten Fortschritts und steigenden Wettbewerbs in vielen Branchen. Diese Weiterbildungsstudiengänge sind praktisch ausgelegt und mit den Berufsaufgaben verbunden. Ein Beispiel: Muss der Studierende eine Hausarbeit schreiben, kann er sie thematisch an aktuelle Projekte aus seinem Job knüpfen. Besonders populär in der Schweiz sind Studiengänge in Kulturmanagement, Marketing und Pharmazie. In Advanced Studies steckt ein hohes Bildungspotenzial und eine Win-Win-Situation: Nicht nur der Studierende profitiert von dem erworbenen Know-how, sondern auch sein Arbeitgeber. Und durch den hohen Anerkennungswert stehen den Absolventen gute Chancen offen, die Karriereleiter hochzuklettern. Wer sich für ein solches Studien­programm interessiert, sollte darauf achten, dass es international ­akkreditiert ist – in der Schweiz etwa an den wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten in Zürich und Lausanne, dem International Institute for Management Development in Lausanne sowie der Universität St. Gallen.

Chance für Nachwuchsforscher?

Generell sind Advanced-Studies-Angebote in der Schweiz stärker etabliert als in Deutschland - und sehr hochwertig. Deutsche, die in der Schweiz oder nahe der Grenze arbeiten, können diese Angebote ebenfalls für sich nutzen. Sie haben den Vorteil, dass sie – getreu dem Motto „Best of both Worlds“ – Bildungs- und Karrierepotenziale aus beiden Ländern wahrnehmen können. Sehr interessant ist für viele auch der Forschungsstandort Schweiz. So wechseln mittlerweile viele Wissenschaftler, die in Deutschland ­keine Aussicht auf eine Hochschul­karriere für sich sehen, ­zu den Eidgenossen über. Während sich in der Bundesrepublik der oft zitierte „enge Flaschenhals“ auftut (steigende Zahl von Promovierten mit zu geringen Chancen auf eine Professur), gibt es in der Schweiz oft noch attraktive Perspektiven. Die Deutschen stellen bei den ausländischen Akademikern dort sogar die mit Abstand größte ­Gruppe ­dar. Das schweizerische Wissenschaftssystem wird durch diese Gruppe noch wettbewerbsfähiger, und die Impulse aus dem Nachbarland tun ihm gut. Dennoch birgt dies auch die Gefahr, dass die deutschen Talente in ihrer Not allzu leicht verfügbar sind und wiederum eine Ausbeutung stattfindet. Eine Diskussion, die noch lange nicht zu Ende ist – in beiden Ländern.

Generell ist ein Eckpfeiler der Schweizer Wirtschaft die internationale Forschungszusammenarbeit: Sie beteiligt sich an internationalen Forschungsorganisationen und –programmen und pflegt bilaterale Kooperationen mit ausgewählten Schwerpunktländern. Was Forschung und Innovation betrifft, belegt das kleine Land Spitzenplätze, von überdurchschnittlich vielen Patentanmeldungen bis hin zu Wissenschaftspublikationen. Eine ausgezeichnete Voraussetzung für Bildung und Karriere, denn eines ist klar: Chancen gibt es genug in der kleinen Alpenrepublik.

Quelle: Bundesamt für Statistik (Schweiz), Juni 2014

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